Burg Karlstein

Tschechien

Egerland

Burg Karlstein, Hrad Karlstejn 26 km westlich von Prag. Über dem Tal der Beraun auf stufig aufsteigendem Fels die Vorburg, der Burggrafenhof, der Kaiserpalas, der Marien- und der Heiligkreuzturm. Gründung Kaiser Karls IV. 1348; Bauende 1358. Vorübergehend Aufbewahrungsort der Reichskleinoden.

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Burg Karlstein
01 "...der Karlstein, die Burg aller Burgen, ziemlich genau in der böhmischen Landesmitte errichtet" (Seibt 190), steigt gleichsam aus den Wäldern empor. Das Burggrafenhaus etwas tiefer neben dem königlichen Palas.
02 Auf höchster Felsstufe der Bergfried. Seine gewaltigen Ausmaße 17,5, x 26 m; 40 m hoch; 4 m dicke Mauern) samt innerer Zweiteilung (Zwischenwand) erinnern an den klassischen normannischen Donjon (Stevens). Er birgt hoch oben die Heiligkreuzkapelle, deshalb auch "Heiligkreuzturm". Die Forschung erkennt ihn auch als Wohnturm.
03 Tief drunten im Wald der Brunnenturm.
04 Burglegende: 1 Vorburg, 2 Burggrafenhof, 3 Kaiserpalas, 4 Marienturm, 
5 Heiligkreuzturm, 6 Brunnenturm.
Plan nach R. Hootz/E. Poche. Textanalyse bei Stevens samt Bild Nr. 22 bestätigen den hier gegebenen Nordpfeil, wo andere Vorlagen z. T. erheblich abweichen.
05 Durch ein gotisches Turmtor von der Vorburg ins Burggrafenamt.
06 Der Kaiserpalas für repräsentatives Wohnen. Im halbrunden Endturm die Nikolauskapelle, darüber eine Wenzelskapelle.
07 Großer Saal im Palas, heute Raum für geschichtliche Dokumentation. Im Hintergrund die halbrunde Nikolauskapelle (Bild Nr. 06).
08 Hoch über den Baumkronen eine Fensternische mit gotischen Seitenbänken.
09 Steinerne Porträtbüsten. So kennt man Kaiser Karl IV. (1316/1346/1378). Auf Wenzel getauft, gab er sich in der Nachfolge Karls des Großen dessen Namen. Neben ihm seine 4. Gemahlin, Elisabeth von Pommern.
10 Auf Burg Elbogen (Westböhmen) verbarg sich Königinmutter Elisabeth Przemysl mit dem vierjährigen Wenzel vor dessen Vater, König Johann von Luxemburg. Der nahm der Mutter das Kind weg und hielt es "durch Monate in harter Haft im Keller" (Seibt 116). König Johann fiel 1346 als blinder Streiter bei Crezy zu Pferde.
11 Im Triforium des Prager Doms St. Veit überdauern - in Stein gehauen - Karl und seine vier Gemahlinnen, die Baumeister Peter Parler und Matthias von Arras und noch andere. Hier allerdings streng vor den Augen des Volks verborgen.
12 Im Karlstein hängen "versteinert" die vier Kaiserinnen (geb.verh.gest.)
Blanche von Valois 1316.1323.1348, 
Anna von der Pfalz 1329.1349.1353, 
Anna von Schweidnitz 1339.1353.1362, 
Elisabeth von Pommern 1347.1363.1393
13 Eine Zugbrücke zwischen den Burgbauten.
14 In der Marienkapelle.
15 Aus der Marienkapelle führt ein schmaler Gang zur "in der Mauerdicke der Marienkapelle liegende(n) Katharinenkapelle" (Stevens 173).
16 Die Katharinenkapelle, geheimster Ort des Kaisers. Der oben erkennbare eiserne Zuganker sichert die hier sehr dünnen Längswände gegen Drücke (vgl. Nr. 15!).
17 Die Katharinenkapelle tritt auf einem gemauerten Wulst aus der südlichen Mauerflucht des Marienturms.
18 "... das Kind hat womöglich den Schock der Dunkelheit nie überwunden (vgl. Nr. 10) ...Als der Kaiser... vierzig Jahre später das Märchenschloss Karlstein in einem einsamen Seitental an der Beraun erbaute, sah er auch eine edelsteingeschmückte Zelle für sich vor ... eine dämmrige Kammer zur Meditation" (Seibt 116).
19 Nur eine kleine Öffnung in der Bodenzeile der Kapellennordwand verband den Kaiser während der Meditationen mit der Außenwelt und brachte ihm auch Speise und Trank.
20 Zwei vergitterte Fenster (Nr. 17) werfen Südlicht auf die Altarwand. Über dem Altarstein die Muttergottes mit dem Kind, darunter eine Kreuzigungsszene.
21 Überdachte Brücken verbinden die Bauten der mehrfach höhengestaffelten Burg.
22 Noch einmal: Der Große Turm, Bergfried oder Donjon, im grellen Morgenlicht. Hoch über all den anderen Kapellen der Burg liegt die Heiligkreuzkapelle. "...die innen so reiche Karlsteiner Kapelle ist ...von außen lediglich an drei hohen schmalen Spitzbogenfenstern zu erkennen". (Stevens 176), zwei gegen Ost, eins gegen West.
23 Der Gold- und Edelsteinhimmel der Kreuzkapelle auf Karlstein.
24 Durch das Westfenster beleuchtete Heiligenbilder.
25 In der Edelsteinwand die Tafelbilder heiliger Könige, Bischöfe und Äbte. Sicher verwahrt lagen gen Nord in "verschließbarer Rechtecknische" (Stevens 174) von etwa 1350 bis 1424 die Reichskleinodien (vgl. hierzu Burg Trifels).
26 Abschied von der "Burg der Burgen" mit ihren fünf Kapellen, Schöpfung Karls IV., Kaiser des heiligen Römischen Reiches, König von Böhmen, von Burgund und Luxemburg. 
Für Friedrich Heer ist diese Burg das "Heiltum Karlstein (der böhmische Escorial)" (Europäische Geistesgeschichte 1953, 201), errichtet ab 1348, "ein Mittelpunkt der Frömmigkeit für Geistliche und Laien ...kein weltfrohes Lustschloß, wie das Castello del Monte ... und doch ein ähnlich erhabenes Zeugnis königlicher Architektur in der Waldeinsamkeit" (Seibt 190).