Burg/Schloss Stettenfels

Deutschland

Baden-Württemberg

Gde. Untergruppenbach.

Gründung im 12./13. Jh. durch Calw-Löwenstein. Burgausbau durch die Sturmfeder 1356-1462. Danach: Helmstett, Adelsheim, Württemberg, Neuburg, Hirnheim. Die Fugger 1551-1747. Schlossbau 2. Hälfte 16. Jh. im Burgareal. Nach häufigem Besitzerwechsel ab 1924 Siegfried Levy, ab 1957 Dr. Spieser-Hünenburg. Seit 1994 Architekt Roland Weimar, Flein.

Literatur: Frank 1958, Giefel, Schieferdecker 1992, Dähn 2001 OAHN 1865, 1903.

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Burg/Schloss Stettenfels
01 "Auf der Höhe des steilen Bergabhangs östlich vom Dorf steht 318,88 m  ü. d. M., 67,8 m über dem Dorf, in stolzer Lage SCHLOSS STETTENFELS." (OAHN 1903,502)
02 Majestätisch erhebt sich das Fuggerschloss hinter spätmittelalterlichen Burgmauern.
03 Hoch über dem Burgweg ragt selbstbewusst der runde Sturmfederturm (Ende 14. Jh.). Dahinter ein Erkertürmchen des Schlosses (Ende 16. Jh.)
04 Turmriese im Gestrüpp, weder Bergfried noch Donjon. Er diente Wohnzwecken, aber auch anderen geheimnisvollen Aufgaben. Durch und durch ein Individualist! (Bilder 34, 38-42,48,49).
05 Vor dem Schloss früher.
06 Vor dem Schloss heute.
07 Seit 1994 einladender Park vor alten Mauern.
08 Im Osten der Torbau des Schlosses anstelle eines 1821 niedergelegten Turmes. War er Rest eines Bergfrieds? Links ein Treppenturm im 12 m tiefen und etwa genau so breiten, ausgemauerten Graben.
09 Steinbrücke von 1785. Vielleicht führte ursprünglich doch eine Zugbrücke über den Graben (Giefel S. 9; OAHN 1865, 354; 1903, 502).
10 "Von der alten Burg sind noch der Graben und die äußeren Umfassungsmauern mit Brustwehren vorhanden" (OAHN 1865,354), wie hier "auch um die Südseite des Schlosses" (OAHN 1903,502). Stefan Uhl nennt Stettenfels als Beispiel für "Schlossbauten, die als historisierende Architekturen Bauformen des mittelalterlichen Burgenbaues aufnahmen" (Burgen in Mitteleuropa, 1999, B.2,180).
11 Wahrscheinlich war dieser Schlosshof zuvor einmal Burghof.
12 Portal ins Fuggerschloss (Gestaltung 20. Jh.). Stand hier ursprünglich schon der Palas der alten Burg? Mit dem kleinen, alten Burgkeller darunter?
13 Im nördlichen Westflügel des Schlosses hinter zwei Toren (das rechte auf Türgröße reduziert) die Remise.
14 Zwischen Herrenhaus und Barockbau eine im 20 Jh. gesetze Mauer. Ihre Burgquader weisen durch unterschiedliche Bearbeitung in verschiedene Bauzeiten.
15 Der "Barockbau" von 1728 schließt die Lücke zwischen Torbau und Sturmfederturm. Seine Außenmauer sitzt auf der nördlichen Ringmauer der alten Burg.
16 Von den Gängen im Barockbau (Offiziantenbau) zweigen einseitig die Gästezimmer ab ("einhüftig").
17 Südöstlicher Gebäudekomplex: Barockbau - Torbau - Ostflügel - Wendelstein - Südflügel.
18 In der Südostecke der klassische Wendelstein. Unmittelbar rechts neben ihm die Kapellentür.
19 Einst schmiegte sich unter abgebrochener Altane ein Vorbau um den Wendelstein (Aufn. 1965). Seltsame Spielart eines "Paradieses" am Zugang zur Schlosskapelle?
20 Treppenpartie im Wendelstein (Aufn. 1965). Eine Stufe mit der Jahreszahl 1576.
21 Die auffallend schlichte Schlosskapelle kennt heute kirchliche Dienste aller Konfessionen.
22 Von der Sommerdiele im Haupthaus gehen die Wege in alle Richtungen: zu Garderobe und Remise, ins Schachbrettzimmer, in den Keller und in den "Rosengarten" - wie der Obere Zwinger heute heißt.
23 Der Obere Zwinger beim Falkenturm.
24 Oberer Zwinger, Rosengarten genannt.
25 Große Schießscharten im Oberen Zwinger und ein Laufgang darüber dienten der Beobachtung des Unteren Zwingers. Frontaler Angriff war hier nicht zu erwarten (Bilder 52,53,56,60)
26 Mehrfach gewinkelter Abgang in den alten Burgkeller, großteils aus anstehendem Fels gehauen.
27 Der über 40 m lange Schlosskeller. Vermutlich erweiterten die Fugger den alten Burgkeller (siehe die Treppe) und wölbten ihn in Gänze neu ein. "Das Gewölbe steht, weil seiner Blöcke jeder stürzen will!" (Heinrich von Kleist).
28 Die alte, enge Kellertreppe mündete vielleicht in einen kleinen Burgkeller. Über diese Stufen gelangte der Wein zu den Gästen ins Schachbrettzimmer.
29 Das elegante Schachbrettzimmer im Südwesten. Mit schlanker, kannelierter Mittelsäule unter vier kreuzgewölbten Jochen und insgesamt über wenige Stufen erhöht, verfeinert es die gröbere Erscheinung der Remise.
30 Die Remise des Fuggerschlosses. Mit vier kreuzgewölbten Jochen auf wuchtiger Säule mit mächtiger Basis ist sie die gröbere Erscheinung des Schachbrettzimmers.
31 In der Empfangsdiele das Porträt des Anton Fugger (1493-1560). Er kaufte die Burg 1551. Die Burghäuser wurden abgebrochen. Auf ihren Fundamenten errichtete Wendel Dietrich aus Augsburg das Renaissanceschloss gegen Ende des 16. Jahrhunderts.
32 Tourellenerker im Levy-Saal.
33 Burg und Schoss kannten den großen Saal im Obergeschoss des Palas, des "Saalbaus" für Repräsentation und Feier. Im Fuggersaal (ca. 10 x 20m) mit zwei intimen Tourellenerkern wird noch heute musiziert, gefeiert und festlich gespeist.
34 Die große Pforte im Turm ist kein Hocheingang eines Bergfrieds! Sie öffnet auf der Ebene des Unteren Zwingers das Verlies, demnach ein "unechtes Verlies". (Alter Stich).
35 Eine 15 m lange Kurtine (Bild 53) stößt an den Sturmfederturm und bewacht aus hochliegenden Fenstern den Mauerfuß.
36 Zu Häupten der Kurtine liegt auf Arkaden (Arkadenhof) ein offener Sitzplatz zwischen Turm und Bastion. (Geschützturm).
37 Im "Arkadenhof" Zugang zum Sturmfederturm. Links hinter den Arkaden der gedeckte Laufgang mit tiefen Fensternischen.
38 Alles deutet auf Wohnen: Ein reichlich durchfensterter Raum (ca. 8 m weit, 3,30 m hoch) mit "dünnen" Außenwänden (110 cm) für geselliges Beisammensein im Sturmfederturm. Neu eingerichtet im späten 20. Jh.
39 Der Sitzplatz "im Fenster" könnte auf einen Wachtposten hinweisen. Der Turm war "durchlässig"!
40  Enge, oben gewendelte Treppe zum 6 m weiten oberen Verliesraum mit zwei Abgängen: 1. durch ein Angstloch hinunter in den unteren Verliesraum (Bild 34); 2. durch die hohe Pforte senkrecht hinab in den Burggraben (Bild 42). Ein verwegenes Verkehrsangebot.
41 Nordmauer am Sturmfederturm. Dessen unterste Pforte führt erst heute in das "unechte Verlies" (Bild 34), jetzt Theatergarderobe für die Grabenspiele.
42 Sturmfederturm und Nordmauer, ehedem ohne untere Pforte. Der hohe Austritt mündet hoch über dem Graben ins Freie, ein seltenes Beispiel der "gekehrten Poterne". Hier waren Leiter oder Strickleiter vonnöten.
43 Grabenpoterne (Pforte) hinaus vor die Burg, an die verwundbare Stelle der Sturmfederburg.
44 Grabenpoterne von außen. Hier konnten Burgbewohner, aber auch Feinde nahen.
45 Um die Basis des Sturmfederturms herum zum "Treppenhaus" des Unteren Zwingers.
46 Die hoch gelegene, ausgebrochene Geschützbastion im Nordosten bewachte Grabenpforte und Zwingeraufgang.
47 Über Steinstufen zum Unteren Zwinger.
48 Pforte in den untersten Verliesraum (Bild 34!) mit Angstloch in den oberen Verliesraum. Oder doch nur ein leicht zu beschickender Vorratsraum?
49 Abgestützte Wehrplatte vor der Wehrkammer. Wagemutig hoch über dem Turmfuß. Von dort oben sollte dem Eindringling der Zutritt zu Turm und Unterem Zwinger verwehrt werden. Ein wahrlich singuläres Konstrukt!
50 Wehrkammer im ausbauchenden Geschützturm, mit großer Türe zur Wehrplatte.
51 Vom Arkadenhof links Zugang in die Verteidiungskammer. Rechts durch den überdachten Laufgang hinauf auf die Bastion.
52 Geschützturm (Bastion, Rondell der späteren Festungsarchitektur), oben die "Artillerieplattform", darunter eine Verteidigunskammer.
53 Kurtine (von Flankierungstürmen begrenzter Mauerabschnitt) zwischen Sturmfederturm und Geschützturm, 15 m lang, 3 m hoch dossiert.
54 So sieht der Untergruppenbacher Künstler Rolf Boß "seinen Stettenfels". Deutlich erinnern die Umfassungsmauern mit den auskragenden Türmen an zeittypische Darstellungen, etwa um 1400 im "Stundenbuch des Duc de Berry"! Das träfe doch die Mitte der Strumfederzeit auf Stettenfels, 1356-1462!
55 Burg/Schloss Stettenfels. (Nach J. Naeher, bearbeitet von K.-H. Dähn)
1) Sturmfederturm
2) Falkenturm
3) Treppenturm
a) Herrenhaus b) Offiziantenbau c) Geschützbastion d) Schlossbrücke e) Burgtor
o) Oberer Zwinger u) Unterer Zwinger
56 Die gewaltige obere Westmauer, 45m lang, über 10m hoch. Aus Gründen der Statik und gegen den Wasserstau der Wetterseite erfolgte - ablesbar später - die 32m lange und 3m hohe Dossierung: Der verlängerte Riesenkeller kam zu nah an die Mauer.
57 Probleme auf der Wetterseite erzwangen Entwässerung.
58 Gegen Süden endet nach 32 m die Dossierung der 45 m langen Westmauer. Der Abstand der Mauer vom alten Burgkeller war groß genug.
59 Im Süden des Unteren Zwingers ein Abstieg zur Basis des Falkenturms.
60 Unterster Eingangsbereich des Falkenturms. Er bedeutete zugleich unvermittelten Zutritt zum Unteren Zwinger.
61 Beim Falkenturm saß in der südlichen Ringmauer der alten Burg das heute zugesetzte Tor. Unter ihm der gemauerte Stummel einer Zugbrückenauflage.
62 Ganz drunten am Fuß der unteren Westmauer mit ihren großen Wasseraugen, Schutzschild und zugleich gewaltige Futtermauer gegen den Druck des Berges.
63 Gewaltig die beiden versetzt übereinander getürmten Westmauern: Gegen die im 14. Jh. vielerorts aufkommenden Feuerwaffen. Johannes Fried ("Das Mittelalter", M 2008): "Angst suchte die Herren heim. Sie verschanzten sich, verstärkten die Mauern...(468). Die Waffentechnik machte gewaltige Fortschritte. Schwarzpulver und erste Kanonen wurden tatsächlich bereits im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) im großen Stil, ja, kriegsentscheidend eingesetzt" (475). Sturmfederzeit auf Stettenfels! Und dann, Ende des 16. Jahrhunderts krönend darüber das Fuggerschloss. BURG und SCHLOSS STETTENFELS!
64 Winterruhe nach lebendigem Kulturbetrieb. Indes, der Stettenfels, SCHLOSS und BURGbering, weiß mehr um seine letzte Wahrheit. Steine reden so wenig...