Ruine Stolzeneck

Deutschland

Baden-Württemberg

Baden/Württemberg/Odenwald, südlich Eberbach, links des Neckars.

Unbekannte Anfänge. Baugeschichtlich umstritten. 1200/30 vermutlich staufische Reichsburg. 1284 kurpfälzisch, Burgweiler Kröselbach am Neckar. Ab 1275 und später Schildmauerbau. Nach 1350 Ringmauer mit neuem Palas. Zerstörung 1504. Wiederaufbau durch Philipp von Seldeneck mit Zwinger und tiefer gelegener Vorburg. Verfall nach 1618/48.

Literatur: Maurer 1967; Arens 1969; Antonow 1977; Dähn 1986

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Ruine Stolzeneck
01 Vom Tal aus kaum zu entdecken, tauchen plötzlich auf einem Bergsporn, 80 m über dem Neckar, die stattlichen Burgreste der Stolzeneck auf.
02 Gegen Westen lieferte der Aushub des gewaltigen Halsgrabens reichlich Baumaterial für die Burg. Gewässerte Holzprügel in Steinspalten sprengten aufquellend die Felsen.
03 Über dem Halsgrabenrand ragt die Schildmauer, je nach Baugrund 16 bis 20 m hoch, 2,85 m dick, über 25 m lang. Sie ersetzt einen gelegentlich erwähnten Bergfried.
04 Das elegante gotische Burgtor ist hofwärts mittels scheitrechten Sturzes (im Bild noch erkennbar) und einem Entlastungsbogen in der dicken Mauer wirksam abgefüttert. (Bild 7)
05 Im "schluchtartigen" Burghof verraten schräg einlaufende Fundamente einen älteren Palas. Ab 1350 ersteht ein neuer Saalbau (Palas) für gehobene Ansprüche. seine Mauern gehen noch heute viergeschossig auf.
06 Ein Plan vor der Ruine klärt die bauliche Abfolge.
07 Die hofseitig reich durchfensterte Palaswand. Zum hoch gelegenen Schultersturzportal führte eine in Resten erhaltene Gret (Rampe). Rechts unten eine gotische Kellertüre.
08 Über dem linken Doppelfenster ein Zierstein ortsfremd als Spolie vermauert.
09 Fenstergruppe im neuen Palas.
10 Die Schildmauer vom Burghof her. Auf den 22 Konsolsteinen fußten entweder schräge Stützbalken eines Wehrganges, oder war an ihnen "ein Laufgang aufgehängt" (Antonow; vgl. dazu Dähn 1986). Beidseits laufen um die Mauer herum 4 bzw. 7 Konsolsteine. Links oben, 9 m über dem Hofniveau, der Hocheingang in das Treppenhaus der Schildmauer.
11 Die schmale Stiege im "Treppenhaus" der ansonsten massiven Schildmauer führt über 20 und nach einer Kehre über weitere 14 ausgestiefelte Steinstufen auf die Wehrplatte. Drei kleine Fenster, eins davon gegen den Burghof, spenden beidseits spärliche Helle.
12 Die Außenhaut der Schildmauer zeigt uneinheitliche Quader. Kleine Bausteine, manche mit Buckel, sitzen nach obenhin auf je größeren, der Mauersockel 6 m hoch in mächtigen Buckelquadern. Könnte das auf Wiederverwendung von Bausteinen eines niedergelegten Bergfrieds deuten?
13 Blick von der Wehrplatte der Schildmauer in das Odenwälder Neckartal.
14 Die Schildmauer wird unterschiedlich ins 13. bis 15. Jahrhundert datiert (Maurer, Arens). Sinnvoll erscheint früher Baubeginn. Den rund geplanten Mauerverlauf brach man in vier gerade Segmente. Später mag die fortschreitende Entwicklung schwerer Feuerwaffen die Schildmauer in die Höhe getrieben haben (Arens). Rainer Kunze (mndl. Einlassung 2000) möchte dies an der Mauerstruktur ab der etwa 5. bis 7. Lage des hammerrechten Schichtmauerwerks oberhalb der Konsolsteine ablesen (vgl. Bild 10).
15 Ein Stück weit noch begleiten die Mauern der weiträumigen Vorburg den Abstieg. Wieviele Hände haben die unzählig kleinformatigen Steine zurecht gehauen und aufgesetzt?